Ausstellung – Nur Papier

 
 

Nur Papier, der Titel dieser Ausstellung lässt sich sehr unterschiedlich lesen. Durch bestimmte Betonung kann das kleine Wort„nur“ die Qualität und die Erwartung an die Ausstellung abwerten oder aufwerten. Wichtig auch, ob ein Rufzeichen oder ein Fragezeichen mitschwingt. 

- Nur Papier? mit dem abwertenden Fragezeichen. Das ist doch billiges Alltagsmaterial. Was soll daran besonders sein?
- Nur Papier? mit dem ungläubig erwartungsvollen Fragezeichen – nichts anderes, als Papier.
- Nur Papier! mit dem Rufzeichen der Begeisterung. So klingt der Titel für mich, wenn ich mich bei den Arbeiten dieser Ausstellung einzig dem Material Papier widme. 

Papier ist grundsätzlich ein Material der Veränderung.

 
Das große Seestück, 140 x 190 cm, durchgefärbtes Papier

Das große Seestück, 140 x 190 cm, durchgefärbtes Papier

 

Die Begeisterung für Papier kenne ich seit meiner Kindheit. Als Fünfjährige wünschte ich mir die ganz große Tube Uhu zu Weihnachten. Ich wollte Erfinderin werden und ohne Papier und Uhu konnte ich mir keine Erfindung vorstellen. Kindlich fasziniert war ich von dem Satz: in jedem Papier steckt ein Stück Baum.
Papier ist grundsätzlich ein Material der Veränderung. Es wird immer aus feinsten aufgefaserten Pflanzen hergestellt. Diese Pflanzen jedoch tragen alle ihren Wachstumsprozess, ihren Verwandlungsprozess mit Sonne, Erde und Wasser in sich. Beim Prozess der Papierherstellung ist weiterhin immer sehr viel Wasser im Spiel. Wasser ist das zwischenzeitliche Bindeelement der Fasern, bevor sie in Form geschöpft oder gegossen werden. Wasser ist das ausgleichende klärende und zugleich bindende Moment in der Papierherstellung. So ist das Schöpfen eines Papierblattes tatsächlich ein wahrhaft schöpferischer Moment. Das tiefe senkrechte Eintauchen des Siebs in die Bütte und das waagrechte wieder Herausheben ist jedes Mal eine Mischung körperlichen Einsatzes und innerer Spannung. Ihr folgt die Freude über ein gelungenes Blatt.

 

Bewahren und Verändern.

 

Der Flügel meiner Mutter, Gesamt-Installation, 9-teilig

 

In all meinen Arbeiten wird die Mischung der Fasern konzeptionell ergänzt durch recyceltes Material, das in engem Zusammenhang mit der jeweiligen Thematik steht. Für meine Arbeiten gilt zudem der Gedanke von „Bewahren und Verändern“. Diese beiden Begriffe gehören für mich in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit immer zusammen. So habe ich mir meine Freude an Papier von Kindheit an bewahrt, habe sie geschätzt und bin mit ihr durch viele Veränderungen des Lebens gegangen. Letztendlich bin ich auch zur Erfinderin geworden. Erfinden bedeutet finden. In meiner Ausstellung geht es immer um etwas Gefundenes, sei es ein besonderes Wort, ein bestimmter Blick oder ein Klavier, das ich dem Prozess von Bewahren und Verändern unterziehe. 

 
 
 
 
 
 
 
 

MATER-IAL, 70 x 40 cm, Recyclingpapier, (Auflage von 20 Stck.)